Die Herrschenden zur K(l)asse bitten
Es ist Frühjahr 2023 in Deutschland: Mal wieder ist eine Spargel-Saison angebrochen, ohne dass die Feldarbeiter*innen ausreichende Versicherungen gestellt bekommen.
Mal wieder streiken Fahrer*innen, diesmal beim Lieferdienst WOLT in Berlin, weil sie seit Monaten nicht bezahlt wurden. Lastwagenfahrer*innen streiken aus demselben Grund im hessischen Gräfenhausen: Sie wurden obendrein von Paramilitärs in Diensten ihres polnischen Arbeitgebers angegriffen. Und am Amazon-Standort Winsen ganz in der Nähe von Hamburg versucht die Unternehmensleitung mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich der Betriebsrat für die Beschäftigten vor Ort einsetzt.
Das sind nur einige Beispiele, wie Unternehmen in Deutschland für die Maximierung der eigenen Profite die Rechte der Arbeiter*innen mit Füßen treten. Am härtesten werden dabei die getroffen, die keine Aufenthaltspapiere besitzen, und so ihre Rechte nicht durchsetzen können - neben jenen, die von rassistischer oder sexistischer Diskriminierung betroffen sind. Seit der Inflation werden noch viel mehr Menschen (trotz Arbeit) in die Armut gezwungen. Und wem es nicht möglich ist zu arbeiten, wird vom so genannten Sozialstaat gnadenlos schikaniert.
Gleichzeitig haben die Herrschenden keine Lösungen anzubieten: Nicht für die eskalierende Klimakrise, die ebenfalls vor allem die Armen trifft – sowohl hierzulande als auch verschärft im globalen Süden. Nicht für die himmelschreiende Ungleichheit, die die Gesellschaft entlang von Klassen spaltet. Nicht für die patriarchale Gewalt, die täglich Frauen, Lesben, Intersexuelle und Trans-Menschen das Leben kostet. Und nicht für die rassistische Gewalt, die inner- und außerhalb der europäischen Grenzen Menschen tötet.
Das ist auch genau so gewollt: Die Ampelregierung betreibt nicht Politik im Interesse aller! Nur für Besserverdienende gilt das Versprechen, dass alles so weiter geht wie bisher. Der Spargel kommt vom Feld, Lebensmittel werden geliefert und der neueste Konsumartikel wird direkt bis an die Haustür geliefert. Die Klimakatastrophe kommt später. Unter Sozialabbau und Reallohnverlust leiden andere. Zur Beruhigung des Gewissens können ja die Grünen gewählt werden, die viele schöne Worte machen, aber nichts Grundlegendes ändern wollen. Die Arbeitenden werden damit abgespeist, dass irgendwer die Krisen bezahlen muss. Erst kam Corona, dann Krieg und dann Inflation. Man "müsse jetzt zusammenhalten und den Gürtel enger schnallen". Doch wir wissen, dass das nicht stimmt. Die Krise wird auf dem Rücken der Lohnarbeiter*innen ausgetragen!
Wir merken: Klassenkampf von oben findet jeden Tag statt! Doch nicht nur der sehnsüchtige Blick nach Frankreich zeigt uns, dass der Widerstand dagegen lebt. Auch die Arbeitskämpfe bei WOLT in Berlin, die LKW-Fahrer*innen in Gräfenstädt und die Amazon-Arbeiter*innen in Winsen zeigen, dass die Arbeitenden nicht wehrlos gegen ihre Ausbeutung sind! An viele Orten schließen sich Menschen zusammen, um sich zu wehren! So auch bei den feministischen Streiks am 8. März, wenn unbezahlte Sorgearbeit bestreikt wird.
Seien wir deshalb solidarisch mit allen Kämpfenden, die sich gegen ihre Bosse oder Unterdrückung wehren. Unterstützen wir uns gegenseitig, wenn wir auf der Arbeit oder von den Behörden schikaniert werden.
Solidarität mit allen Streikenden, Kämpfenden und Unterdrückten: Am 1. Mai und immer, im Hamburg und überall!
Interventionistische Linke Hamburg, 25.4.2023
Kommt zur 1. Mai-Demonstration von WER HAT DER GIBT:
1. Mai 2023, 13 Uhr, U-Bahn Eppendorfer Baum
Mehr Infos unter werhatdergibt.org