Was ist passiert? Explosion am Bahnsteig Veddel
Am vergangenen Sonntagabend gegen 17.30 stellte ein bekannter Neonazi, der kurz aus der S3 ausstieg, eine Plastiktüte am Bahnsteig der S-Bahn Veddel ab, um dann direkt wieder mit der Bahn weiterzufahren. Kurz darauf explodierte der Inhalt – bisher ist bekannt, dass eine Person verletzt wurde. Die Detonation war so stark, dass eine Scheibe des Wartehäuschens zu Bruch ging. Menschen, die die Explosion beobachteten, nahmen wahr, dass Schrauben durch die Luft flogen und tatsächlich wurden an der S-Bahn auch Schrauben gefunden.
Nichts gelernt! Rechten Terror benennen und bekämpfen!
Durch die Videoaufnahmen in der Bahn konnte die Polizei schnell einen Tatverdächtigen ermitteln, der am Abend des nächsten Tages durch Zufall gefasst wurde. Dabei handelt es sich um einen 51- jährigen Deutschen, der bereits 1992 Gustav Schneeclaus aus neonazistischer Motivation brutal ermordet hat. Trotzdem wusste die Polizei bereits 2 Stunden nach der Explosion, dass ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen werden konnte. Wurde ein solcher Hintergrund ausgeschlossen, weil der Täter Deutscher war, und weil die Polizei immer so tut als würden Deutsche keine terroristischen Anschläge begehen? Oder wird weiterhin Rechtsterrorismus nicht als Terrorismus erkannt und benannt? Polizei und Behörden spielen Rechtsterrorismus herunter. Sie ermitteln häufig rassistisch und verschließen die Augen davor, dass Neonazis massenhaft Anschläge und Übergriffe verüben. Sie spucken damit den Betroffenen ins Gesicht. Und das ist kein Einzelfall. Immer wieder erleben wir, dass staatliche Institutionen so vorgehen. Der Mord an Oury Jalloh durch die Polizei, die Ermittlungen gegen die Opfer des NSU statt gegen die neonazistischen Täter, die Verwicklung des Verfassungsschutzes in den NSU und der fehlende Aufklärungswille von Polizei und Staatsanwaltschaft zeigen: Das hat System!
Kein Schlussstrich!
Unfassbar erscheint vor diesem Hintergrund nochmal mehr, dass manche glauben, man könnte mit dem Ende des NSU-Prozesses auch einen Schlussstrich unter das Thema rassistische Morde und Anschläge setzen. Dies ist bei weitem nicht der Fall, denn in der gesamten Republik werden weiterhin Unterkünfte für Geflüchtete angegriffen, wobei die Tötung einer großen Anzahl von Menschen in Kauf genommen wird .Außerdem gibt es weiterhin eine hohe Zahl gewalttätiger Angriffe auf Migrant*innen oder Menschen, die von Rassist*innen als solche wahrgenommen werden.
Der Anschlag an der Veddel ähnelt dem Anschlag des NSU in der Kölner Keupstraße im Jahre 2004, denn offensichtlich wurde hier versucht eine Nagelbombe nachzubauen. Dabei soll durch die Herbeiführung einer Explosion, die Schrauben und Nägel mit einer solchen Gewalt durch die Luft geschleudert werden, dass sie die Menschen in ihrer Umgebung schwerst verletzen und oft töten.. Dabei ging es den Tätern der NSU-Morde darum, so viele Menschen wie möglich, die sich in dem türkisch geprägten Stadtteil zu dieser Zeit aufhielten, zu töten.
Was sind das für Zeiten?
Und während all dies passiert startet die Hamburger Polizei eine Hetzjagd anlässlich der G20 Proteste. Während von Terror gesprochen wird, wenn Geschäfte geplündert werden oder Barrikaden errichtet werden, schweigt die Öffentlichkeit, wenn es um rassistische Anschläge geht, deren Ziel eindeutig die Tötung von Menschen ist. Wenn sich die Polizei doch durchringt, einen rassistischen Hintergrund zuzugeben, dann sollen es „verwirrte Einzeltäter“ gewesen sein, aber bestimmt keine echten Neonazis.
Wir stehen solidarisch an der Seite der Betroffenen dieses rechtsterroristischen Anschlags!
Wir stehen an ihrer Seite um sie wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind und wir stehen dort, weil wir entschlossen sind Neonazismus und Rassismus zu bekämpfen.
Rechter Terror soll töten und er soll Angst machen. Wir wollen zusammenstehen, uns Kraft geben und gemeinsam die Angst verlieren.
Wir wollen uns wehren und unsere Wut unüberhörbar machen. Wut auf Nazis, Wut auf rassistische Behörden und Wut auf rassistische Zustände, die so etwas ermöglichen.
Interventionistische Linke Hamburg im Dezember 2017