Wer hat, der gibt 21.8.21 - Unsere Rede

Wer hat, der gibt – das klingt so einfach, so logisch, so richtig. Hier in Blankenese, wo diejenigen wohnen, die haben, die viel haben, die viel mehr haben, als sie jemals ausgeben könnten, spüren wir dass es in unserer verdrehten Realität genau andersherum läuft: Wer hat, der nimmt. Wer hat, bekommt immer mehr. Denn seit Jahrhunderten wissen, die die nichts haben: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Und wenn, die die haben, mal etwas geben, dann nie so viel, dass es weh tut. Und obendrein erwarten sie noch Anerkennung und Dankbarkeit für ihre Wohltätigkeit. Aber heute sagen wir: Schluss damit! Wer hat, dem wird genommen. WIR ENTEIGNEN EUCH ALLE!

Denn wenn wir an der absurden Verteilung von Reichtum auf der Welt etwas ändern wollen,
• wenn wir nicht mehr akzeptieren, dass die einen in überteuerten Bruchbuden leben und die anderen in Villen mit Elbblick,
• wenn wir nicht mehr hinnehmen, dass die einen hungern und sich die anderen Champagner und Kaviar-Häppchen reichen lassen
• wenn wir Schluss damit machen wollen, dass die einen schuften und sich abrackern, während die anderen aus lauter Langeweile private Raumflüge unternehmen
• Wenn wir das alles ändern wollen, dann ist es mit ein paar Änderungen am Steuersystem, mit einer Vermögensabgabe, oder einer wirksamen Erbschaftssteuer nicht getan.

Dann müssen wir den Reichen ihren Reichtum wegnehmen, dann müssen wir das böse Wort sagen, das dem Kapital die Schweißperlen aufs Gesicht treibt: ENTEIGNUNG!

Die Rechtfertigung der Besitzenden für ihren Reichtum ist hohl. Sie reden von Fleiß, Kreativität und Verantwortung, mit denen sie ihre Millionen und Milliarden verdient hätten. Aber das ist Bullshit – glaubt ihnen kein Wort! Welche Leistung soll es sein, die Ihren Reichtum rechtfertigt? Niemand, wirklich niemand ist 100x oder gar 1000x fleißiger oder klüger als eine andere Person. Während der Fleiß der meisten Menschen, die sich abrackern und doch nie auf einen grünen Zweig kommen, nie entlohnt wird, sind die allermeisten Vermögen einfach nur vererbt. Es ist leistungsloses Einkommen, durch das Glück der Geburt, obszön und unverdient. Nehmen wir es ihnen weg: ENTEIGNUNG!

Der absurde Reichtum Weniger und der bitterere Mangel Vieler sind viel mehr als ein Verteilungsproblem. Reichtum ist nicht einfach ein Haufen teurer Dinge und ein paar Zahlen auf dem Bankkonto. Reichtum ist gesellschaftliche Macht. Wer reich ist, verfügt über das Leben und die Arbeit anderer. Die Reichen bestimmen, was produziert wird, sie bestimmen, wie produziert wird, sie bestimmen politische Entscheidungen. Es ist eine gewaltige, durch nichts legitimierte Macht. Es geht daher um viel mehr als nur darum, dass Vermögen von Jeff Bezos unter den amazon-Beschäftigen zu verteilen oder die 40 Milliarden von Dieter Schwarz an die Lidl-Kassiererinnen. Es geht um gleiche Rechte und gleiche Gestaltungsmacht für alle – und das geht nicht ohne ENTEIGNUNG!

Werden wir also radikal und fangen wir da an, wo der Widerspruch zwischen dem privaten Reichtum und unserem Interesse an einem guten Leben für alle am klarsten zu Tage tritt:
• Enteignen wir die Wohnungs- und Immobilienfirmen! Denn niemand hat das Recht, aus dem Grundbedürfnis von Menschen nach einem Dach über dem Kopf Profit zu schlagen.
• Enteignen wir die Klinik- und Gesundheitskonzerne! Denn unsere Gesundheit ist keine Ware und Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals ein Skandal
• Enteignen wir die Energiekonzerne! Denn sie haben mit Kohle- und Atomkraftwerken unser Klima und unsere Umwelt ruiniert – und wollen sich für den viel zu späten und viel zu langsamen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen auch noch mit Milliarden entschädifen lassen
• Enteignen wir die Autokonzerne! Denn der motorisierte Individualverkehr ist ein Konzept von gestern, das macht auch der Elektromotor nicht besser. Weg mit den Millionen von Blechkisten, die den öffentlichen Raum verstopfen, die Natur zerstören und auf den Straßen keinen Platz zum Spielen und zum Feiern lassen. Stattdessen her mit dem kostenlosen öffentlichen Nah- und Fernverkehr.
• Enteignen wir die Pharmakonzerne! Damit Impfstoffe und Medikamente nicht nur in den reichen Ländern zur Verfügung stehen, sondern weltweit und für alle.

Damit aus der ENTEIGNUNG etwas Positives entsteht, damit Enteignung ein wirklich linkes, emanzipatorisches Konzept wird, muss noch ein wichtige Forderung dazu kommen – und das ist die VERGESELLSCHAFTUNG. Denn wenn wir die enteigneten Wohnungen, Kliniken oder Konzerne einfach dem jetzigen real-existierenden kapitalistischen Staat überlassen, ist wenig gewonnen. Im Gegenteil: Der Staat führt ja seine eigenen Unternehmen und Dienstleistungen immer mehr wie ein stinknormaler Kapitalist. Ebenso wenig wollen wir ein angebliches Volkseigentum, das aber nur auf dem Papier steht, während die Arbeit unter einer alles beherrschenden Bürokratie genauso entfremdet bleibt wie zuvor.

Deswegen: Selbstverwaltung, Dezentralisierung, Demokratisierung auf allen Ebenen. Wer Enteignung sagt, muss auch Vergesellschaftung fordern. Die Wohnungen, denen die drin leben. Die Betrieben denen, die drin arbeiten. Die Straßen und Plätze uns allen. Alle gleich, alle frei, alle sicher – egal woher wir kommen und wer unsere Eltern sind.
Wenn sich das für euch jetzt ziemlich nach Kommunismus anhört, dann habt ihr es genau richtig verstanden.